Es ist mir eine große Ehre, meinem langjährigen Kompagnon und Freund Dr. med. Dieter Booß, Chefarzt a.D., an dieser Stelle sehr herzlich zu seinem 80. Geburtstag gratulieren und eine Würdigung seiner persönlichen und beruflichen Tätigkeit vornehmen zu dürfen.

Im Juli 1967 kreuzten sich erstmals unsere Wege. Prof Rehbein, der damalige Chef der Kinderchirurgischen Klinik in Bremen, hatte ihn als neuen Assistenten für seine Mannschaft geworben und eingestellt. Ich fungierte damals bereits als Oberarzt vor Ort. Das Debüt ging glatt über die Bühne. Der Newcomer hielt was er versprach.

Am 16.03.1937 in Halle/Saale geboren, wuchs Dieter Booß in Aschersleben auf, bestand 1955 in der dortigen Thomas-Müntzer-Oberschule das Abitur und studierte anschließend zuerst an der Humboldt-Universität von Berlin, dann an der Georg-August-Universität in Göttingen Medizin. Im Mai 1961 schloss er in Göttingen das Studium mit dem Staatsexamen ab und arbeitete danach, wie vorgeschrieben, etwa zwei Jahre lang als Medizinalassistent.

1964 erhielt er die Approbation und promovierte noch im gleichen Jahr zum Dr. med.. Sein weiterer Weg führte ihn in das pathologische Institut des Kreiskrankenhauses Berlin-Moabit (1964-1965) und gut ein Jahr später in die chirurgische Abteilung des Behring Kranken-hauses Berlin-Zehlendorf (1965-1967). Er wollte Chirurg werden.

1967 kam Dieter Booß, wie schon erwähnt, zu uns nach Bremen und wurde sofort im klinischen und operativen Bereich eingesetzt. Man überantwortete ihm die Leitung der großen Knabenstation, verbunden mit einer kleinen Intensiveinheit. Das blieb über Jahre hinaus so. Im November 1970 erhielt er die Anerkennung zum Facharzt für Chirurgie und fünf Jahre später die für Kinderchirurgie. 1970 hatte ihn bereits Prof. Rehbein zum weiteren Oberarzt ernannt.

Als im Mai 1976 Prof. Rehbein in den Ruhestand ging, setzte der Bremer Gesundheitssenator Dieter Booß und mich als Nachfolger ein. Im Duett haben wir dann zusammen, bis zum Zeitpunkt meiner Entlassung aus Altersgründen im Jahre 1996, die ungeteilte Klinik gemeinsam geleitet. Nach meinem Fortgang blieb er bis Ende März 2002 allein zurück, als Primus inter pares. Schließlich musste auch er, mit einem rauschenden Fest verabschiedet, in den Ruhestand gehen.

Unser Teamwork hat vorbildlich funktioniert, eine Situation, die in Deutschland zu damaliger Zeit nur selten oder gar nicht geklappt haben soll. Wir verstanden uns ausgezeichnet. Querelen, Reibereien, Bösartigkeiten, Missgunst oder Streitigkeiten sind nicht vorgekommen. Finanziell wurden alle Privateinnahmen, unabhängig davon, wer sie erwirtschaftet hatte, geteilt und jedem die Hälfte zugesprochen. Dass dieses Gentlemen´s Agreement so reibungslos über die Bühne ging, war zum Großteil Dieter Booß zu verdanken, der in seiner freundschaftlichen, verbindlichen Art, mit seiner Ruhe und Hilfsbereitschaft immer für den Ausgleich, zum „Frieden unter den Geistern", unter dem gesamten Klinikpersonal sorgte. Alle schätzten ihn.

Fachlich folgte Dieter Booß der Doktrin von Prof. Rehbein. Er wurde ein guter Operateur, dessen Maxime immer das kindgerechte, gewebsschonende, akribische Vorgehen blieben. Breit gefächert gehörten alle damaligen Diagnose- und Operationsverfahren der Kinderchirurgie, d.h. sowohl auf chirurgischem, als auch auf urologischem und unfallchirurgischem Gebiet zu seinem Repertoire. Sogar der Hydrocephalus, Myelomeningocelen, der offene Ductus Botalli, Lungenfehlbildungen und die gesamte Onkologie zählten dazu. Besondere Verdienste erwarb sich Dieter Booß auf dem Gebiete der Oesophaguschirurgie bei Neugeborenen und Säuglingen.

Veröffentlichungen in Fachzeitschriften waren obligatorisch. International folgte er als Teilnehmer bzw. als Vortagender persönlichen Einladungen zu Kongressen, Symposien und Fortbildungen. So in der Schweiz, Griechenland, Schweden, Polen, England, Indonesien, Australien und in Japan. Gleichzeitig hielt bzw. förderte er zu Hause die traditionellen Verbindungen der Bremer Kinderchirurgie zu den dortigen Kollegen.

1987 holte man Dieter Booß zusammen mit anderen Spezialisten nach Djidda in Saudi-Arabien, um als Gastchirurg die dortige Kinderchirurgie zu aktualisieren.

Heute lebt der Jubilar weiterhin in Bremen zusammen mit seiner vorbildlich für ihn sorgenden Ehefrau Imke, die darüber hinaus noch als Pädiaterin in eigener Praxis tätig ist. Dazu gehören vier erwachsene Kinder, die gemeinsam mit ihren Eltern in Liebe verbunden sind. Alle stehen ihrem Vater hilfreich zur Seite, da sich dessen Gesundheitszustand in letzter Zeit als nicht stabil erwiesen hat. Trotz Krankheit bewältigt er seinen Anteil am Haushalt, fährt mit den Seinen in den Urlaub und sorgt dank seiner Brillanz am Klavier und Bandoneon für Abwechslung und Freude. Das 80. Geburtstagsfest überstand er in Bremen in bewundernswerter Art und Weise im Kreise vieler Gäste, darunter auch ich und meine Frau aus München angereist.

Lieber Dieter: Die Deutsche Gesellschaft für Kinderchirurgie, Deine noch lebenden Mitarbeiter und Freunde aus Nah und Fern, Deine gesamte Familie reichen Dir die Hände, gratulieren, danken und wünschen Dir noch fürs neue Lebensjahrzehnt eine erträgliche Zukunft. ADIUVANTE DEI!

Gerd v.d. Oelsnitz