Kinderchirurg und Forscher: Gerhard Hollmann

Gerhard Hollmann wurde am 28. Juli 2013 80 Jahre alt. Dies nehmen wir zum Anlass, einen Mann zu würdigen, der nie versucht hat, im Mittelpunkt zu stehen.

Im Sudetenland geboren, kam Hollmann über verschiedene Stationen - eine davon war Waren an der Müritz - nach Berlin, wo Fritz Linder sein chirurgischer Lehrer wurde. Als Linder in der Nachfolge von Karl Heinrich Bauer nach Heidelberg berufen wurde, gingen Waldemar Hecker und Gerhard Hollmann mit. Bei Hecker lernte er die Kinderchirurgie.

Hecker folgte 1969 in der Nachfolge von Anton Oberniedermayr einem Ruf der Ludwig-Maximilians-Universität nach München und zog mit seinem Tross in die traditionsreiche Haunersche Kinderklinik in der Lindwurmstraße ein. Gerhard Hollmann und Ingolf Joppich waren als Oberärzte dabei.

In München schloss Hollmann seine Habilitationsarbeit über "Experimentelle Untersuchungen zur Pathophysiologie des hämorrhagischen Schocks im frühen Lebensalter" ab. Voraussetzung hierfür war der Aufbau eines experimentellen kinderchirurgischen Labors. Bei seiner Arbeit mit Hundewelpen und ausgewachsenen Hunden konnte Hollmann unterschiedliche Hormon- und Kreislaufreaktionen auf den hämorrhagischen Schock feststellen und die Rolle des Aldosterons dabei untersuchen. Der nächste Schritt waren Überlegungen hinsichtlich der Übertragbarkeit auf den menschlichen Organismus. Hieraus resultierten einige grundlegende Arbeiten. Hollmann war kein Vielschreiber. Er verfasste, was er selbst erarbeitet und was Hand und Fuß hatte.

Erwähnenswert sind seine Untersuchungen, ebenfalls an Hunden, mit einem Membranoxygenator. Er war nah dran an dem, was als ECMO anderenorts erforscht und dann praktiziert wurde.

In seinem Labor entstanden mehrere Habilitationen. Die des Verfassers gehört dazu. Letzterer hat sie zwar ganz alleine verfasst (das muss man heute dazu sagen), doch wäre sie ohne die Hilfe und das „Know how" von Gerhard Hollmann nicht gelungen. Wenn etwas anfänglich nicht funktioniert, wenn man es zwei-, dreimal wiederholen muss, wenn sich Wege als Irrwege herausstellen, wenn die Nacht weit fortgeschritten ist und der morgendliche Dienstbeginn immer näher rückt, wenn die Gefahr der Resignation immer größer wird, wenn man an sich und der Maschinerie zweifelt, wenn die Datenregistrierung (ohne PC ! ), warum auch immer, stockt: spätestens dann lernt man den Partner und Mentor richtig kennen. Nie hat „Holli" aufgegeben, nie war er ungeduldig, immer ist er zuversichtlich geblieben. Das war die Grundlage einer Freundschaft, die Bestand hat und für die man dankbar bleibt.

Von 1975 bis 1989 war Hollann Chefarzt der Kinderchirurgie in St. Augustin. Er hat diese Abteilung aufgebaut und Schritt für Schritt erweitert. Die Herzchirurgie dort - er hatte Andreas Urban aus München mitgenommen - ist ihm zu danken. Er hat eine vorbildliche Klinik übergeben.

Danach hat sich Hollmann ebenso wie seine Frau Hella für „ Ärzte für die Dritte Welt " engagiert. Von 1989 bis 2010 hat er Einsätze vornehmlich in Kalkutta und Nairobi als Allgemeinarzt geleistet Zu ihm passt, dass er in den Zeiten der Grenzen auch mal jemanden im Kofferraum hinüber transportiert hat.

Jetzt wünschen wir ihm die Muße, sich noch lange mit seiner Frau Hella in Gesundheit an seinen Kindern und deren Familien, an Theater und Konzert sowie an seinem Garten freuen zu können.

Frank Höpner